Die Chancen für das Danach

Von Walter Burk, Co-Projektleiter graubündenTRAILRUN

 

Die aktuelle Situation rund um das Coronavirus hat auch Einfluss auf das Projekt graubündenTRAILRUN – sei es, weil physische Treffen nicht mehr möglich sind, Prioritäten anders gesetzt werden, die wirtschaftliche Situation von Projektpartner (z.B. Destinationen) diese zwingt, finanzielle Mittel zurückhaltend einzusetzen oder die Ungewissheit, wie und wie lange sich die Krise entwickeln wird, eine verbindliche Planung verunmöglicht.

Wir wissen nicht, was nach der Krise sein wird. Wir werden uns aber langsam bewusst, dass es nachher nicht mehr so wie bisher, dass alles oder zumindest vieles anders sein wird.

Im chinesischen Wort für Krise wie im ursprünglichen griechischen Wortstamm «krisis» ist jedoch auch ein positiver Aspekt enthalten: Chance oder Wendepunkt nach einer schwierigen Zeit. Welche Chance bietet also die aktuelle Krise für Trailrunning, welche für das Projekt graubündenTRAILRUN?

Die 2019 publizierte NASME-Studie (New Age of Sport Management Education in Europe), welche in neun europäischen Ländern (ohne Schweiz) untersuchte, welchen Herausforderungen sich das Berufsfeld Sportmanagement in Zukunft stellen muss, bezeichnet «Individualisierung» als Trend, welcher den Sport verändern wird. Konkret wurde Folgendes prognostiziert:

  • Das Interesse der Menschen wächst, Sport auf alternative Art zu betreiben.
  • Die Menschen schätzen die Freiheit, seinen Sport individuell zu wählen und diesen orts- und zeitunabhängig zu betreiben, oft outdoor.
  • Die Individualisierung wird durch digitale Applikationen begünstigt, welche von privaten Versicherungen zur Überprüfung zur Präventionsmessung genutzt werden.
  • Die Individualisierung wird zur grossen Herausforderung für Nonprofit-Sportvereine und Sportverbände mit ihren starren Strukturen des Sportangebotes – aber auch für Fitnessstudios bezüglich Preisen und Flexibilität hinsichtlich Zeit und Ort.

Wer sich seit der am 16. März 2020 durch den Bundesrat als «ausserordentliche Lage» eingestuften Situation im Freien bewegt, trifft zahlreiche Outdoorsportlerinnen und -sportler an. Begünstigt durch das meist schöne Wetter der letzten Tage und die Schliessung der gesamten Sportinfrastruktur bleibt dies neben Onlinelektionen und individuellem Wohnzimmersport die einzige Möglichkeit körperlicher Aktivität.

So auch für Andy Schmid, einen der weltbesten Handballer, der bei den Rhein-Neckar Löwen in der Bundesliga spielt. Während seiner Quarantäne würde der 36-jährige Schweizer, der nicht unbedingt zu den Joggingfreunden gehört, am liebsten losrennen, in die Natur und an die frische Luft. «Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich einmal diesen Drang verspüren würde», staunt er über sich selbst. (Quelle: Südostschweiz, 27. März 2020)

Wer bisher Trailrunning praktiziert hat, wird sich der Vorteile der Sportart, die ohne grossen Aufwand überall und jederzeit ausgeübt werden kann, nochmals bewusster. Und wer durch die besonderen Umstände zum Trailrunning findet, findet vielleicht daran so grossen Gefallen, dass er damit auch nach der Krise damit weitermacht.

Wenn – und jetzt sind alle am Projekt Beteiligten gefragt – wenn wir auch diese Neueinsteiger abholen, unterstützen, ihnen interessante Angebote unterbreiten können. Sei es über ein attraktives Trailnetz in der Destination, Packages in Hotel (z.B. mit geführten Touren oder im Zusammenhang mit Wellnessangeboten), geleiteten Einsteigertrainings (wenn diese zusammen mit dem lokalen Sportgeschäft angeboten werden, wird auch dieses im Wiederaufbau unterstützt), Spezialangeboten in Zusammenarbeit mit dem öV oder tiefen Einstiegshürden bei Trailrunning-Events (kurze Einsteigerstrecken, ev. ohne Rangliste nach Zeit, Teamkategorien).

Beginnen wir jetzt damit, entsprechende Ideen zu entwickeln und Massnahmen zu planen. Damit wir für das Danach bereit sind – egal, wann dieses beginnt. Und damit wir uns gemeinsam und solidarisch für die Entwicklung einer Trailrunningregion Graubünden einsetzen, von der wir in Zukunft alle profitieren können.

 

Kommentare

Eine Antwort zu “Die Chancen für das Danach”

  1. Wolfgang sagt:

    Lb. Walter,
    sehr guter Beitrag. Hoffe und wünsche, dass Du gesund beibst. Ich selber mache neben Gartenarbeit viel Sport im Freiem; Radfahren, laufen, joggen ,nordic walking etc. . Das Wetter spielt super mit!

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