Die Zeit nutzen – Gast-Blogbeitrag

In einem Normaljahr haben wir Trailrunners kurz vor dem Sommer sämtliche Trailrunningziele gesetzt, und vermutlich das eine oder andere Vorbereitungsrennen bereits in den Beinen. Dieses Jahr ist aber alles anders gekommen: viele Rennen wurden annulliert, andere verschoben Ich spüre eine grosse Verunsicherung unter Läuferkollegen (weniger bei den -kolleginnen …, aber das ist ein anderes Thema).

Wieso sollten wir verunsichert sein? In der Schweiz waren wir diesen Frühling privilegiert: wir waren nicht eingesperrt wie in anderen Ländern, sondern konnten draussen in der Natur Sport treiben, und im Bündnerland waren sogar die Wetterbedingungen ausgezeichnet!

Auch wenn wir keine Rennen in der Agenda haben, können wir uns immer noch Ziele setzen, und zwar Ziele für unsere eigene Weiterentwicklung. Nun haben wir endlich Zeit, an unseren Schwächen zu arbeiten, losgelöst von Wettkampfterminen. Wir können endlich mehr Zeit für Kräftigungsübungen einsetzen, an der Lauftechnik feilen oder andere Bewegungsformen entdecken: wieso nicht mal eine Stunde Yoga? Ich auf jeden Fall nehme fast täglich Online-Yogastunden, und die Resultate auf den Trails lassen sich bereits sehen! Wir können die Zeit auch nutzen, um uns mit der Ernährung auseinander zu setzen, nach dem berühmten Motto: keine Experimente im Rennen, sondern nur im Vorfeld.

Gerade als Trailrunners haben wir bewusst entschieden, unsere Freizeit in der Natur zu verbringen. Wir sind nicht in einer Halle eingeschlossen, wir trainieren selten auf einer Rundbahn oder mitten im Verkehr, sondern wir können uns frei in Wäldern und Bergen bewegen. In dieser wettkampffreien Zeit können wir den ständigen Blick auf die Uhr, auf die Pulswerte, auf die Distanz- und Höhenangaben vergessen; wir haben nun die Möglichkeit, altbekannte Landschaften mit anderen Augen zu sehen, oder neue Trails zu entdecken. Und wieso nicht mal zu anderen Tages- oder Nachtzeiten laufen, zum Beispiel bei Vollmond? Ihr werdet sehen: die bekannten Trails sehen in der Nacht ganz anders aus, und eure Sinne werden stärker miteinbezogen!

Ich habe aber auch eine Lösung für diejenigen, die die Wettkämpfe vermissen: ihr könnt an einer PFKT arbeiten: eine Personal Fastest Known Time oder einfacher auf Deutsch übersetzt: eine persönliche Bestzeit. Einfach für euch selber auf einer Lieblingsstrecke oder zum Beispiel auf Strava-Segmenten, wo ihr euch mit anderen Läufern messen könnt – unter Einhaltung der «sozialen Entfernung».

Nutzen wir also diese ausserordentliche Situation und geniessen wir die Zeit auf unseren wunderbaren Bündner Trails! Wir werden sie vom Corona-Jahr an anders wahrnehmen.

 

Von Roberto Rivola, Trailrunning- und Kommunikationsmentor