Gelungene Premiere des graubünden Trailrun-Kongresses

«Trailrunning hat ein grosses Potenzial», so die Bilanz, die Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien, am ersten «graubünden Trailrun-Kongress» vom 12. und 13. August 2021 in Klosters zog und die auch von den anderen Referierenden und Gästen bestätigt wurde. Wie gross dieses Potenzial ist, kann, so Angela Gebert, Co-Autorin der Studie «Sport Schweiz 2020», aber kaum vorausgesagt werden. Trends wie Individualisierung, die Verschiebung der Leistungsgrenze, Körper- und Gesundheitsbewusstsein, Grossevents, Mediensport oder Outdoorsport- und Erlebnisorientierung bestimmen das Bewegungsverhalten der Zukunft – und in diese Megatrends passt Trailrunning sehr gut hinein. Das bestätigten auch die Destinationsvertreter*innen aus Davos Klosters (Reto Branschi), Disentis Sedrun (Simona Barmettler) und Lenzerheide (Nicole Gysi), die das neue Angebot weiter ausbauen und mit Events auf dieses aufmerksam machen wollen.

So hat das Pitztal bereits vor Jahren Trailrunning als Angebot lanciert, wie Gerhard Gstettner aufzeigte. Dazu braucht es für den Tourismusdirektor der Region neben einem natürlichen Angebot (Wegnetze, Topografie) auch Leistungsträger (Hotels, Shops), die mitziehen, ein Konzept und Events sowie das Know-how (z.B. Guides) – und Menschen, die dafür «brennen».

Trailrunning hat touristisches Potenzial…

Am Beispiel des «Green Marathon Zürich» zeigte Christian Müller, Co-Founder von gutundgut, auf, wie mit einem neuen Angebot in einer Destination Placemaking realisiert werden kann. «Das bedeutet, einen Ort in all seinen Facetten sozial, kulturell, wirtschaftlich und ästhetisch zu formen und zu beleben. Dergestalt, dass er begeistert, inspiriert, verlockend ist und Freude macht»; führte Müller aus. Dabei ist es wichtig, dass das Angebot für die lokale Bevölkerung stimmt, denn dann stimmt es auch für den Gast.

Wie solche neuen Angebote kommuniziert und über Social Media beworben werden können, zeigten der VR-Delegierte der Chur-Bergbahnen und Inhaber von Küng Pluskom, Reto Küng, und Robin Mark, Inhaber von ROB NICOLAS, auf.

Mit einem Überblick über den aktuellen Stand des Projektes «graubünden Trailrun» rundete Projektleiter Thomas Häusermann den ersten Halbtag ab. Der Markenspezialist fasste dabei die immerwährenden Diskussionen über die verschiedenen Nutzer*innen des Wegnetzes in einem einfachen, neuen Slogan zusammen: «Wir sind Trail. Runner. Biker. Hiker.»

…aber auch sportliches Potenzial…

«Sport ist gesund und damit ist auch Trailrunning gesund», bilanzierte der Sportmediziner Walter Kistler, Leiter Davos Sport & Health, zu Beginn des zweiten Halbtages. Die Laufdisziplin «Trailrunning» bezeichnete er als «Erlebnis für Körper, Geist und Seele», mahnte aber auch zu einer guten Vorbereitung und einem kontinuierlichen Aufbau. Einen solchen auf Basis von wissenschaftlichen Daten macht die Leistungsdiagnostik möglich, welche Karin Camenisch, Leiterin Leistungsdiagnostik Zels (Zentrum für Leistungsdiagnostik und Sportmedizin Thusis) vorstellte.

In einer Podiumsdiskussion mit den aktiven Läufer*innen Judith Wyder, Jasmine Nunige, Stephan Hugenschmidt und Roberto Rivola, moderiert wie der ganze Kongress von Stefan Flury, sprang die Faszination Trailrunning in all seinen Facetten aufs Publikum über. Während die ehemalige Weltklasse-OL-Läuferin Judith Wyder noch immer vom sportlichen Vergleich in Wettkämpfen begeistert ist und versucht, ihre Leistungsgrenzen auszuloten, geniesst die achtfache Swissalpine-Siegerin Jasmin Nunige in diesen die Natur und ganz bei sich zu sein. Stephan Hugenschmidt, der ankündigte, mit dem Madrisa Trail am Tag nach dem Kongress sein letztes Rennen zu bestreiten, bezeichnet sich als «Bergmensch», der diese Topgraphie braucht, um Erfüllung zu finden – sei es als Trailrunner, Bergsteiger oder Skialpinist. Zehn Tage vor seinem Start zum Ultra Trail Mont Blanc über 171 Kilometer und 10’000 Höhenmeter erzählte der 62jährige Roberto Rivola von seiner Vorbereitung auf diese Herausforderung und erklärte, warum er überzeugt ist, dass wer drei Stunden laufen kann, dies auch den ganzen Tag kann.

…und fordert das persönliche Potenzial

Lukas Christen, der zwölf Jahre an der Weltspitze im Behindertensport (Leichtathletik Standings) aktiv war, sieben Olympiasiege und fünf WM-Titel gewann und heute als Coach und Berater tätig ist, zeigte auf, wie Jede und Jeder sein persönliches Potenzial ausschöpfen kann. Basis dazu bildet das von ihm entwickelte «4i-Konzept» (Intellekt, Inspiration, Intuition, Instinkt), welches eine umfassende und integrale Entwicklung der individuellen Leistungsfähigkeit ermöglicht.

Zwei praktische Inputs von Ernährungsberaterin Madlaina Höhener und Athletiktrainer Michael Bont, der einige Übungen für ein ergänzendes Koordinations- und Stabilisationstraining im Trailrunning demonstrierte, rundeten die Kongresspremiere ab.

Das Ziel, das sich die Organisatoren der Projektleitung von «graubünden Trailrun» gesetzt hatten – mit dem «graubünden Trailrun-Kongress» aufzuzeigen, dass Trailrunningkompetenz im Kanton vorhanden ist – wurde bereits mit der Premiere erreicht. Der Event zeigte aber auch auf, dass touristische Entwicklung vor allem in Kooperation erfolgreich ist. So arbeiteten die Organisatoren eng mit der Destination und Gemeinde (Davos) Klosters, die am Kongress durch Gemeindepräsident Hansueli Roth und Geschäftsführerin Marion Grünenfelder vertreten waren, und mit den Organisatoren des Madrisa Trail zusammen.

Der zweite «graubünden Trailrun-Kongress» findet zwischen dem 11. und 13. August 2022 im Vorfeld des Madrisa Trails im Rahmen des Jubiläums «800 Jahre Klosters» statt.

Walter Burk, Projektleiter «graubünden Trailrun»